Donnerstag, 15. März 2012

Der Feenstaub lässt nach

Im Nimmerland ist es langweilig geworden. Captain Hook wurde längst vom Krokodil gefressen und Peter Pan ist auch nicht der aufregendste Gesprächspartner! Was macht man also als unterforderte Fee? Ganz klar: Man greift zum Akkordeon und covert Punk-Klassiker von Rancid.
So oder so ähnlich stelle ich mir den Werdegang von Maïa Vidal vor.


Ihre ersten Schritte ins Musikbusiness tat sie bereits im zarten Alter von 15 Jahren mit der Mädchen-Punk-Band Kievan Rus - damals noch mit blauer Stachelfrisur. Zwar tobt sie sich musikalisch mittlerweile eher in der Ecke Chanson und Folk Pop aus, ihren Wurzeln bleibt sie bis heute treu: Als Hommage an Rancids legendäre ...And Out Came the Wolves-Platte trägt sie bei ihren Auftritten stets eine Fellmütze mit Wolfsohren und unter dem Synonym Your Kid Sister hat sie 2010 die EP Poison (5 Rancid Songs that I Love) veröffentlich.


Vergangenen Oktober hatte ich das Glück Maïa Vidal live zu erleben. Leider war ihr Set an diesem Abend viel zu kurz. Vielleicht hat mich gerade das so neugierig auf neues Material dieser, mit Verlaub, winzigen Musikerin gemacht. Lange musste ich nicht warten: Seit dem am 31. Oktober 2011 steht God is My Bike bei jedem guten sortierten Plattenhändler.


Würde man mich fragen, die Musik von Maïa Vidal so kurz wie möglich zu beschreiben, käme dabei wahrscheinlich so etwas wie zückersüße Wiegenlieder raus. Neben Violine, Gitarre und Akkordeon verwendet sie in ihren Songs sehr gerne auch Spielzeuginstrumente, was wunderbar zu ihrer zarten, Cherilyn MacNeil'esken Stimme passt. Los geht's mit The Waltz of the Tick Tock of Time, der sich nach recht langem Grammophon-Effekt-Intro zu einer sehr schönen Nummer im Dreivierteltakt entwickelt. In ihrer ersten Single-Auskopplung The Alphabet of My Phobias tobt sich Vidal stimmlich etwas mehr aus (hörenswert ist auch die Live-Version in der Fußgängerzone von Barcelona). Der Titelsong God is My Bike bricht etwas durch die Zuckergussschicht seiner Vorgänger. Die dunklere Note tut dem Album auf jeden Fall gut!


Follow Me ist für mich persönlich der Höhepunkt dieses Albums. Sein Beat besteht hauptsächlich aus Geklatsche und Fingergeschnipse, was ihn auf eine seltsame Art und Weise groovig macht. Und dann wär da noch... ehm... ja, was eigentlich?

Damit wären wir beim Hauptproblem von God is My Bike: Nach der erwähnenswerten Chanson-Nummern Le tango de la femme abandonnée sind im Grunde alle guten Lieder verbraten. Von da an nimmt das Album qualitativ gehörig ab. Das Material hätte ohne Weiteres für eine ausgezeichnete EP gereicht, aber über die volle Länge sieht Maïa Vidal reichlich blass aus. Für etwas Easy Listening ist die Platte dennoch zu gebrauchen, aber es hätte mehr sein können.

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