Donnerstag, 1. März 2012

Blumen in b-Moll

Vollbart, Hornbrille, Fellmütze…
Als TV-Geschädigter hat man auf Blaudzun schnell das Etikett Hipster geklebt. Fehlt nur noch der Steve-Jobs-Altar und die tiefe Abscheu vor Mainstream. Seine nichtssagenden Songtexte begleitet er wahrscheinlich mit Triangel und Theremin, oder?!
Falsch, ganz falsch! Tatsächlich ist der Niederländer Johannes Sigmond – so sein bürgerlicher Name – ein regelrechter Shootingstar in seiner Heimat. Wie kann das sein? Hipster und Charterfolg? Does not compute.



Mit seinem aktuellen Werk hat er auf Anhieb Platz 4 der niederländischen Albumcharts geentert, die dazu passende Tour war in Windeseile ausverkauft. Im deutschsprachigen Raum ist er hingegen noch so gut wie unbekannt. Ein Grund mehr einen Blick auf sein nunmehr drittes Album Heavy Flowers zu werfen.

Wer Singer-Songwriter hört, denkt meistens an eine One-Man-Show mit Westerngitarre und Flanellhemd. Wieder falsch! Schon beim Opener Flame On My Head wird deutlich: Blaudzun ist kein Minimalist. Am besten beschreibt sich sein Sound wohl mit hoffnungsvoller Melancholie, stets mit "Licht am Ende des Tunnels", wie er selber sagt. Dabei besitzt er ein wahres Händchen dafür, seine Hörer in ruhigen, traurig schönen Melodien schwelgen zu lassen. So kriegt auch die düsterste Nummer eine gewisse Leichtigkeit. Songs wie Heavy Flowers, Who Took the Wheel und Another Ghost Rocket bieten dafür den besten Beweis.


2008 nannte Sigmond sein recht finsteres Erstlingswerk Blaudzun (2008) noch "Nachtmusik", und auch der Nachfolger Seadrift Soundmachine (2010) schlägt in diese Kerbe. Heavy Flowers hingegen kommt im Vergleich regelrecht fröhlich daher. Nummern wie das viel zu kurze Le Chant des Cigales und Sunday Punch wirken wie helle Lichtungen im dichten Nadelwald.


Trotz dieser frischen Lichtblicke ist Blaudzuns drittes Album stellenweise recht langatmig. Versteht mich nicht falsch, Johannes Sigmond versteht wirklich was von seinem Handwerk. Jedoch kann die Melancholie, so schön sie auch sein mag, zwischendurch ermüdend wirken. Nichtsdestotrotz haben wir es hier mit einem guten Album zu tun auf dem so manches Juwel zu finden ist. Perfekt für verregnete Sonntagnachmittage.

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